Buchbesprechung: Der Abstieg des Westens

Ex-Außenminister Fischer: Westen steigt ab und China wird neue Weltmacht

Brave New World, oder wo uns die neue Weltordnung hinführt. Diese Frage beschäftigt auch Joschka Fischer in seinem neuem Buch, wo Er sich die Frage stellt, Was aus dem Westen in der neuen globalen Ordnung werden wird, die sich herausbildet? Und man kann von Joschka Fischer nun halten was man möchte, niemand bezweifelt seinen analytischen Verstand, den Er bereits 1989 in seinem Buch, vom Umbau der Industriegesellschaft unter Beweis gestellt hat. Manches mit unangenehmen Nebenwirkungen, aber alles ist gekommen, wie Er es vorher sagte!

Der frühere Außenminister und Grünen-Politiker Joseph Fischer erklärte dem warten Fachpublikum am Montag in Berlin,  dass es sich um „unglaublich erschütternde Prozesse“ handele die aktuell in Gang sind. Für viele Zuhörer setzt Fischer mit seinen Erläuterungen ab dem Jahre 2016 zwar auf der Zeitleiste viel zu spät an – Was verständlich erscheint wenn man bedenkt das ausgerechnet seine und die Politik seiner Partei an der Entwicklung massgeblich beteiligt ist. – doch an der eigentlichen Analyse, zweifeln nur wenige. Fischers Zeitleiste beginnt mit dem Brexit und der Wahl des US-Präsidenten Donald Trump, welches zu tiefgreifenden Veränderungen führen wird. Das auch grüne Politik Steigbügelhalter einer sich ständig stärker polarisierenden Gesellschaft war und ist, wurde diskret verschwiegen.

Auch das Marine Le Pen bei der Wahl in Frankreich nur knapp Emmanuel Macron unterlag, führt Joschka Fischer zu der Frage, ob der Westen sich von der Weltbühne verabschiede?

Der Ex-Politiker, der sich noch immer „Joschka“ nennt und nennen lässt, stellte in der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin sein neues Buch vor. Das erscheint am Donnerstag unter dem Der Titel seines Buches „Der Abstieg des Westens – Europa in der neuen Weltordnung des 21. Jahrhunderts“ erschienen Verlag Kiepenheuer & Witsch, ist bereits vielsagend. Fischer stellt sich darin im wesentlichen folgend frage: „Dem Westen geht es nach wie vor gut, verglichen mit anderen Teilen der Welt. Nur – wird es so bleiben?“ und stellt dazu feste „Der Boden, auf dem der Westen stand – Eliten wie die Bevölkerungen gleichermaßen –, ist schwankend geworden und die Fragen nach der Zukunft des Westens und Europas, die noch vor wenigen Jahren als absurd erschienen wären, sind heute in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.“

Und dazwischen steht das Buch, mit einer hervorragenden Analyse aber nur wenig Lösungsansätzen!
Zugute zu halten ist dem Werk, dass in ihm selbst, die Zeitleiste dann doch bereits 1989 beginnt. Anders ist es auch kaum denkbar, die globalen Probleme literarisch zu bearbeiten.

Fischer meinte, dass im Westen nach 1989 die Ansicht vorherrschte, dass das bis dahin gültige globale System verschwinden könne, ohne das alle Beteiligten davon betroffen wären. Anstatt nach dem Kalten Krieg eine neue Ordnung zu entwerfen, seien nur die Europäische Union (EU) und die Nato nach Osten erweitert worden. Der buchschreibende Ex-Minister, der in diesem Jahr 70 wird, meinte dazu:

„Der Ordnungsverlust, der 1989 begonnen hat, die Ordnungsveränderungen, die holen uns jetzt ein. Es entsteht zugleich eine neue Ordnung, neue Akteure, neue Zentralachsen, mit neuen Zentren – die nicht mehr im nordatlantischen Raum sind, die nicht mehr im Westen sind, sondern im indopazifischen Raum, in Ostasien.“

Fischer erinnert aber auch daran, dass China und Indien bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die größten und bevölkerungsreichsten Volkswirtschaften waren. „Was wir als normal empfinden, dass der Westen dominiert, war bis dato nicht normal.“ Aus der Sicht des Ex-Politikers und ehemaligen Außenminister Joschka Fisher, ist dieser Prozess eine Rückkehr zur historischen Normalität. Eine Ansicht, die man auch als Flucht, vor der eigenen Verantwortung wahrnehmen könnte!

Die entscheidende Frage sei: „Hat der Westen ohne die beiden Gründungsnationen Großbritannien und USA eine Zukunft?“ „Ich habe da meine großen Zweifel“, so die Antwort auf die selbst gestellte Frage.

Kommende Wirtschaftsmacht China

Er persönlich sieht eine „absolute Abstiegsgefahr“ für den Westen – „demografisch ist das schon zu sehen. Wirtschaftlich werden wir das auch sehen“. Seine Schlussfolgerung: „Das Einzige, was uns bleibt, ist eigentlich Europa.“ Fischer sprach sich für das „Europa der zwei Geschwindigkeiten“ aus. Er sehe das zwar nur als „zweitbeste Lösung“, aber nur die sei realistisch, um zu verhindern, dass „Europa abgehängt“ werde. Dabei müssten Deutschland und Frankreich als „Avantgarde“ vorangehen.

Kommentar: Eine Lösung, die dann vielen doch als etwas feige und wenig tiefgreifend erscheint. Gute Analysten aber, müssen nicht zwingend auch gute Lösungen präsentieren. Fischer gilt vielen aus dem eher rechten Lager als Feindbild. Und das auch nicht ganz unbegründet. Und die Schriften seiner Feinde muss man lesen. Vor allem dann, wenn sie in der Analyse so stark und in ihren Antworten so schwach sind wie Joschka Fischer es ist! Hätte man Fischer bereits 1989 gelesen und ernst genommen, manches wäre uns eventuell erspart geblieben! Mögen rechte Wähler auch „dumm wie Brot“ sein, rechte Intelligenz war schon immer ein Wiederspruch in sich, in mancherlei Hinsicht, liegen sie nicht so falsch! Und nicht umsonst heißt es, rechts ist das Brot und links der Geist! Und Bücher egal wie schlau, kann man nun einmal nicht essen! Und egal wie schlau, niemand kann gegen die normative Kraft des faktischen ankämpfen. Die Kommunisten haben es versucht und sind mit einer intellektuell großartigen Idee, gar fürchterlich gescheitert! Und aktuell sehen wir das scheitern der großartigen Ideen der Grünen. Und wer hat es vorher gesehen? Leider nur „das Pack das dumm wie Brot ist“! Nicht weil sie am Ende die intelligenteren wären, nein, auch weil die Dummheit selbst, mindestens eine starke Kraft innerhalb des faktischen darstellt, die gerne übersehen wird! Wir sehen das bei vielen Zuwanderern. Anstatt sich mit aller Kraft versuchen sich einzugliedern und die Chance wahrzunehmen, gibt es eine Gruppe sehr dummer Menschen unter ihnen, die Parallelgesellschaften gründen wollen und es auch tun und damit jene Füttern, deren Gastfreundschaft bereits im Grundsatz begrenzt ist und die sie früher oder später aus dem Paradies heraus prügeln werden. Und das ohne Rücksicht und Unterscheidung zu den vielen, die sich zu benehmen wissen! Adenauer sagte dazu: Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht.

Zurück aber, zu den globalen Fragen die Fischer hervorragend herausgearbeitet und auf den Punkt brachte: Der Ex-Grünen-Politiker sieht China als „kommende Weltmacht“ aufsteigen, auch dank der Digitalisierung. „Wenn die Europäer nicht achtgeben, spielt sich das zwischen China und den USA ab – ohne uns.“ Das halte er für „hochgefährlich“, weil die Europäer in der technologischen Spitze nicht mehr ausreichend vertreten sein würden. „Unsere Besten werden weggekauft“, beklagte Fischer. Am Ende bleibe nur noch die Entscheidung, „ob wir Shenzhen in China bevorzugen oder Silicon Valley in den Vereinigten Staaten“.

Der 70 Jährige grüne Ex-Minister kommt in seinem Buch zu der Erkenntnis, dass in China ein „digital gestützter Leninismus“ herrsche, der bis in die Wirtschaft hineinwirke. Weiter schreibt Fischer „Sie [die chinesische Führung] haben sich sehr genau angeschaut, woran Japan und das Deutsche Reich gescheitert sind und auch die Sowjetunion gescheitert ist.“ Peking werde „eindeutig an einer nicht demokratischen Struktur“ festhalten. Was zu einer Auseinandersetzung um Werte führen könnte.

Kommentar: Auch in dieser Aussage, die analytisch vollkommen in Ordnung geht, sehen wir wie gefährlich und wessen geistes Kind Joschka Fischer, als Befürworter von Kriegen für Menschenrechte ist. Mit ein Grund mehr, dass Buch zu lesen und sich gegebenenfalls mit alternativen Lösungen dagegen zu positionieren!

Auffällig schwach, ist das Buch beim Thema Russland

Russland spielt als natürlicher Partner in seinem Buch keine Rolle, auch nicht die mehrfach von Moskau vorgebrachten Vorschläge für eine Wirtschaftsunion von Wladiwostok bis Lissabon. Erst auf die Frage einer Journalistin äußerte er sich bei der Buchvorstellung dazu und sagte, Russland habe sich strategisch noch nicht entschieden, wo es hingehöre. Aber Moskau wolle „dieses Europa“ nicht und verstehe es nicht. Ob er selbst Russland versteht, bleibt leider eine offene Frage. Vermutlich gehört Fischer nicht zu den Russland versteher! Er meinte jedoch, Europa müsse mit dem „schwierigen Nachbar“ Russland auskommen. Immerhin etwas!

Von einer Journalistin auf die Kritik bundesdeutscher Ex-Politiker und Diplomaten wie Horst Teltschik und Frank Elbe, die immer wieder auch öffentlich auf die Ignoranz des Westens gegenüber russischer Angebote hinweisen, reagierte der Ex-Außenminister sichtbar angefressen und auch etwas beleidigend: „Völliger Blödsinn. Die Namen, die Sie mir genannt haben, vor allem Elbe, disqualifizieren sich von selbst. Da kommen Sie bei mir gerade recht mit diesem Namen.“ Frank Elbe wurde 2004 nach einen Streit mit Joschka Fischer, als Mittarbeiter von Hans-Dietrich Genscher, aus dem aktiven diplomatischen Dienst entlassen.

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