Bauskandal: Krimbrücke vorfristig eröffnet

Der Brückenbau über die Straße von Kertsch, die die direkte Verbindung zwischen der Halbinsel der Krim und dem russischen Festland gewährleisten soll, gilt als eines der komplexesten Bauprojekte Russlands.

Mit dem heutigen Tag der vorfristigen Eröffnung der Brücke für den Individualverkehr ist das Bauprojekt der Krimbrücke nicht länger nur ein Element der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine. Mit der um satte sechs Monate vorfristigen Fertigstellung wird der Bau nun zu einem weit größerem Politikum und bringt deutsche wie europäische Ingenieurbüros, aber auch die öffentlichen Ausschreibungsbehörden in Erklärungsnöte.

Dass sich Bauvorhaben verzögern, sich Kosten erhöhen, das kennen wir in Europa. Und das ist auch gut so! Den irgendwohin müssen die Steuergelder ja wandern. Wenn der Berliner Flughafen nun dreimal so teuer wie geplant und immer noch nicht fertiggestellt ist, dann doch nur wegen des sozialen Gewissens seiner Planer und der Betreiber des Flughafens gegenüber der arbeitenden Bevölkerung in Berlin. Soziale Kriterien scheinen in Russland aber niemanden zu interessieren. Was machen nun die unzähligen Fährbetriebe und was die am Brückenbau beteiligten Betonbauer, wenn man Arbeiten einfach fertigstellt? Unsere dahingehende Anfrage an den Kreml wurde bis dato nicht beantwortet. Man wird wohl wissen, was man angestellt hat!

Wollten sich russische Ingenieur-Büros vielleicht so für den europäischen Markt empfehlen? Dann hat man aber etwas Grundsätzliches nicht verstanden! In Deutschland – ich kann das beurteilen, da ich selber im öffentlichen Dienst tätig war – verliert man für solche Schnitzer sogar den eigentlich unkündbaren Arbeitsplatz! Wer eine Baustelle im Kosten- und Zeitrahmen beendet, das kann ich aus meiner Tätigkeit in Unterhaching bei München (zuständig u.a. für öffentliche Ausschreibungen und Bauleitung) berichten, der hat hier bei uns nicht viel zu lachen. Und dazu stehe ich mit meinem Namen. Da geht viel zu vielen Menschen Geld verloren! Ich sage nur so viel: Ein Faxgerät für damals 50.000 Mark zu leasen, eine Putzfrau mit 285 Euro die Stunde abzurechnen (beides reale Beispiele), das bringt im deutschen System die garantierte Beförderung. Eine Bauleitung abzurechnen, die man nachweislich nie oder aber liederlich erbracht hat, bringt den Sitz im Gemeinderat. So etwas aber aufzudecken, bringt einen direkt zum Personalleiter, wo man gefragt wird, wieviel es kosten würde, wenn man seinen Platz räumt. Und das ist alles tatsächlich so geschehen, ansonsten könnte man mich vor Gericht zerren. Und das natürlich auch zu recht. Aber, ich habe alle gezogenen Aktenkopien, auch wenn das nicht so ganz legal war, auch nach 10 Jahren noch gut aufbewahrt! Und als Schmankerl, ca. zwölf Monate nach meinem Austreten – und das war wirklich purer Zufall, an dem ich definitiv nicht dran beteiligt war (ich bin kein Verräter) – gab es eine große Razzia in der Gemeinde, infolge derer dann alle verurteilt wurden, die dem System der Korruption noch im Wege hätten stehen können? Für jeden einzelnen der daraufhin verurteilten Kollegen verbürge ich mich zumindest dahingehend, dass sie nie an die wirklich großen Töpfe, die verteilt wurden, gekommen sind. Wenn die so dumm waren, da mitzuspielen, dann für ein Taschengeld, das auch mir des öfteren angeboten wurde (durchaus beliebt waren angebotene Bordellbesuche und Urlaube) und durchweg von mir abgelehnt wurde!

Bei solchen Schnitzern der Russen, einer vorfristigen Fertigstellung, dazu noch um satte sechs Monate, da bleibt mir nur zu sagen, kein Wunder, dass man die Russen bei uns nicht mag. Wie soll unter solchen Voraussetzungen jemand Geld verdienen?

Autor: Michael Babilinski
Maurer/Bautechniker/FM-Agent und Journalist

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